Die gesamte 9. Jahrgangsstufe macht sich morgens mit dem Reisebus
auf ins KZ Dachau. Im Bus selbst herrscht ausgelassene Stimmung. Zuerst
warten wir im Empfangsgebäude für Besucher.
Anschließend begeben wir uns zum Eingangstor über dem in
gusseisernen Lettern „Arbeit macht frei“ prangt. Die Kälte drückt die Stimmung.
Das Gelände ist trostlos und verlassen, überall liegt Schnee. Schräg rechts von uns erstreckt sich das Hauptgebäude. Von draußen wirkt das Gebäude unschuldig. Im Inneren des Gebäudes ist größtenteils die Ausstellung untergebracht. Sie erzählt vom Zweiten Weltkrieg, speziell von der Deportation der Juden und vom Zweck von Konzentrationslagern. Die Bilder des Museums schockieren. Man sieht die vielen Häftlinge mit ihren kahl rasierten Schädeln, ihren Uniformen und ihren Kennzeichnungen auf dem Vorplatz des KZs stehen. So kann man sich viel besser in die damalige Situation hineinversetzen als zuvor, da einem bewusst wird wie es damals wirklich war.
Die Führungsleiterin spricht von der demütigenden Aufnahmeprozedur im KZ. Den Inhaftierten wurde erst alles Hab und Gut abgenommen, danach wurden sie kahl rasiert und nach ihrer religiösen Ansicht, ihrer Rasse oder ihrer politischen Einstellung eingeteilt. Hierbei waren nicht nur Juden oder politische Gegner untergebracht, es waren ebenso Arbeitslose „Asoziale“, Verbrecher, Emigranten, Schriftsteller und Musiker, Adelige und Juristen inhaftiert. Die meisten Häftlinge sollten auf grausamste Weise ermordet werden. Bevor sie jedoch brutal „beseitigt“ wurden, mussten die Gefangenen Zwangsarbeit leisten. Sie sollten handwerkliche Dinge verrichten, wie Klamotten anfertigen, Schlossern oder Tischlern.
Später arbeiteten sie auch für die
Rüstungsindustrie und stellten Ersatzteile von Kriegsmaschinen
her. Ihnen wurde erklärt, dass sie durch extrem hartes und
ausgiebiges Schuften ihre Freiheit erlangen sollten, so auch die
Aufschrift über dem Eingangstor „Arbeit macht frei“.
Sie mussten jedoch nicht nur hart arbeiten, es wurden zahlreiche
medizinische Experimente an ihnen vorgenommen, welche tausende
Häftlinge mit dem Tod bezahlten. In dem 12-jährigen Bestehen
des Vernichtungslagers sind insgesamt 200.000 Menschen inhaftiert
gewesen, davon sind knapp 50.000 ermordet worden. Am 30. April 1945
wurde das KZ von den Amerikanern befreit. Die wenigen, übrig
gebliebenen Häftlinge jubelten ihnen zu. Doch die Amerikaner
schockierte der Anblick. Lebende Skelette befreiten sie – so
abgemagert waren die Inhaftierten.
Schließlich verlassen wir das Hauptgebäude und betreten die Baracken, die „Wohnhäuser“ der Gefangenen. In der Zeit, in der das NS-Regime regierte, stand das hauptsächliche Gelände voller solcher Baracken. Es waren zwei parallele Reihen, die sich bis zum Ende des Geländes ausstrecken. Es stehen immer noch zwei reproduzierte Baracken, die anderen wurden abgerissen. Diese beiden Baracken beinhalten ebenfalls mehrere reproduzierte Betten, die zeigen, unter welchen Bedingungen die Inhaftierten schlafen mussten. In der Mitte verläuft eine Allee aus Pappeln. Wir laufen weiter bis zum Ende des Geländes. Dort biegen wir nach links ab. Unser Blick fällt noch kurz auf die erbauten Kirchen. Wir überqueren einen kleinen Bach und gelangen zu einem kleinen, unscheinbaren Flachbau. Von den Lehrern erfahren wir, dass es das Krematorium ist. Drinnen befindet sich ein Prototyp einer Gaskammer, die aber glücklicherweise nie benutzt worden ist. Außerdem enthält das Krematorium einen Raum, der große Verbrennungsöfen enthält, die zur Verbrennung der Leichen verwendet wurden.
Unsere Führung nähert sich langsam dem Ende und wir verlassen das KZ-Gelände. Nun ist allen nur noch mehr bewusst, wie grausam und unter welchen Bedingungen die Menschen in solchen Vernichtungslagern vegetiert sind.
Luis Mastelotto, Gregor Schillinger, Constantin Croissant, Paul Konietschke Fotos: Charlotte Roche