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Geschichte


 

Gespräch mit einem Zeitzeugen – Für eineinhalb Stunden zurück in die DDR

Wie jede 10. Klasse, haben auch wir, die AbiBac-Klasse des Dante-Gymnasiums, die Entstehung und Geschichte der DDR besprochen. Um dieses Thema für uns Schüler anschaulicher zu gestallten hat unsere Geschichtslehrerin Fr. Lukan-Knabl einen Zeitzeugen der DDR zu uns in den Unterricht eingeladen. Achim Klinger, der Vater einer Mitschülerin, hat bis zu seinem 23. Lebensjahr in der DDR gelebt und war, wie sich im Laufe des Gesprächs herausstellte, ein ziemlicher „Revoluzzer“!

Aber alles schön der Reihe nach: Achim Klinger ist, als Sohn eines treuen DDR-Anhängers, in Leipzig geboren. Seine Mutter starb schon früh und das Verhältnis zum Vater verschlechterte sich im Laufe der Zeit immer mehr, da Hr. Klinger sich immer mehr zu einem DDR-Gegner entwickelte. Schon mit 13 Jahren hörte er heimlich West-Radio und mit 14 revolutionierte er zum ersten Mal in der Öffentlichkeit gegen den Staat: Nach dem Tod des Kanzlers der BRD, Konrad Adenauer, kamen Hr. Klinger und ein paar Kumpels mit schwarzen Krawatten zum UTP (Unterrichtstag in der Produktion). In diesem Aufzug liefen sie wie Strafgefangene hintereinander her. Dies missfiel natürlich der Polizei. Sie wurden verhaftet und verhört. Der Vorfall wurde natürlich in Hr. Klingers Stasi-Akte aufgenommen.

Im Jahre 1969 beschloss Achim Klinger mit drei weiteren Freunden: „Wir hauen ab, einfach so!!“ – und so schmiedeten sie einen Plan. Sie fuhren mit dem Zug nach Ungarn und von dort aus weiter nach Jugoslawien, dort wollten sie im Grenzgebiet aussteigen und durch den Wald nach Österreich fliehen. Doch in Jugoslawien war im wahrsten Sinne des Wortes Endstation, denn als sie dort an einem Bahnhof im Grenzgebiet aus dem Zug stiegen wurden sie dort von einem Zivilen Spitzel festgenommen. Es folgte Untersuchungshaft, zuerst in Ungarn und dann im Stasigefängnis Leipzig. Da Hr. Klinger und seine Freunde den Fluchtversuch sofort gestanden fiel das Urteil gegen sie eher mild aus: 14 Monate Haft mit 2 Jahren auf Bewährung. Nach dem Vorfall machte er eine Ausbildung zum Elektroniker und zog mit 18 Jahren zu Hause aus. Schließlich stellte er 1974 den Ausreiseantrag, denn eins war für ihn klar: in der DDR wollte er nicht länger bleiben. 1975 wird sein Antrag genehmigt; Hr. Klinger hatte sein Ziel erreicht. Er durfte endlich in den Westen reisen.

Seinen sehr interessanten Vortrag unterstrich Hr. Klinger mit Aufführungen aus seiner dicken Stasi-Akte, Bildern und Witze, die sich DDR-Gegner erzählten.

Wir bedanken uns auf diesem Weg noch einmal ganz herzlich für diese 2 gelungenen Unterrichtsstunden, denn wie Fr. Lukan-Knabl so schön sagte, haben wir in dem Vortrag wahrscheinlich mehr gelernt als in einem Jahr Geschichtsunterricht!

Regina Schweiger