Erbsen im Handstand auf schwarzem Teller
Kabarett am Dante 2019: Philipp Weber mit seinem Programm „Futter – «streng verdaulich»“
Das diesjährige „Kabarett am Dante“ durfte mit großer Freude den Odenwalder Kabarettisten Philipp Weber mit seinem Programm „Futter – «streng verdaulich»“ begrüßen. Philipp Weber, Träger fast aller einschlägiger Kabarettpreise wie dem Deutschen und dem Bayerischen Kabarettpreis, beeindruckt als examinierter Biologe und Chemiker nicht nur mit enormem Wissen und klaren Fakten, sondern auch mit einem geradezu aberwitzigen Sprechtempo, dem das Publikum dennoch mühelos folgen kann, so präzise sind die Pointen gesetzt und so prägnant sind seine Mimik und Gestik.
Zu Beginn präsentierte Weber das Kochbuch „Das Parlament kocht“, in dem sich sehr lustige Kapitel wie „Merkel kocht Kohl“ oder „Seehofer kocht Lammkeule mit Zwetschgen“, laut Weber eine treffende Charakterisierung der Bayerischen Staatsregierung, „ein Schaf und eine Handvoll Pflaumen“, finden lassen. Das abgedruckte Foto Merkels benutzt Weber, den Vorgang schwungvoll demonstrierend, übrigens vornehmlich, um Eier abzuschrecken. Es folgte ein Tütensuppen-Ratespiel mit dem Publikum, in dem es darum ging, anhand der Zutaten zu erraten, um welches Gericht es sich handelt, bei dem die Zuschauer, vor allem die jüngeren, fleißig mitmachten und ihren Spaß hatten. Hier zeigte sich eine der vielen herausragenden Stärken Webers, das Spiel mit dem Publikum, was sich durch den gesamten Abend zog und für viele Lacher sorgte. Weber zu einer Schülerin: „Machst du hier Abitur?“ Die Schülerin nickt beflissen. Weber: „Na, dann viel Glück!“ Weber zu Herrn Fanderl: „So sitzen nur Stofferl im Kabarett.“ (Herr Fanderl sitzt mit verschränkten Armen genau vor Philipp Weber.)
Nach einem kurzen Ausflug in die aktuelle Tagespolitik (Bundeswehr-Uschi, Trump usw.) kehrte Weber zu seinem eigentlichen Thema zurück: dem Essen. Den Handlungsrahmen des knapp zweistündigen Programms bildet ein Slowfood-Abendessen Philipps, zu dem er drei Nachbarn, Jürgen, Bernd und Petra, einlädt. Webers Definition von Slowfood: „also langsames Essen, Schnecken, Schildkröten und so“. Eigentlich möchte Philipp für seine Gäste Rouladen zubereiten, aber aufgrund aller möglichen und unmöglichen Lebensmittelunverträglichkeiten, persönlicher Vorlieben und Abneigungen, moralischer, ökologischer, sozialer und sonstiger Bedenken kommt es, wie es kommen muss: Gekocht wird an diesem Abend nicht, dem Schnaps aber umso fleißiger zugesprochen und am Ende gibt’s einen Ausflug in Nachbars Garten, der für einige mit einem Krankenhausaufenthalt endet. Was dann im Krankenhaus den Patienten am nächsten Tag zum Essen serviert und von allen brav gegessen wird, darf man raten.
Bei allen Abschweifungen, Kalauern und Pointen kehrt Philipp Weber doch immer zu seinem eigentlichen Thema zurück und seine zentrale Aussage ist ernst gemeint und deutlich: Bei allen Missständen, Täuschungen und Fehlentwicklungen in der Lebensmittelproduktion und allen Moden, Unsicherheiten und Hysterien aufseiten der Verbraucher sollte man ruhig bleiben, sich nicht verrückt machen lassen und auf sich, seinen Körper und seinen gesunden Menschverstand hören: „Wir Menschen haben mal zu essen angefangen, damit’s satt macht und nicht gesund.“ Denn wer seine Zigaretten im Bioladen als Biozigaretten kauft, dem sei gesagt: „Sie sind genauso tödlich, aber die Leichen dann leichter abbaubar.“ Und wahrscheinlich gilt das mittlerweile auch für viele Bio-Lebensmittel.
Nach einer kurzen Zugabe war Schluss, das Publikum dankte mit stürmischem Applaus.
Und hier sei noch einmal Philipp Weber fürs Kommen und – neben vielen anderen Helfern und Unterstützern – namentlich Poldi und Jakob für die einwandfreie, professionell gehandhabte Technik gedankt. Der Freundeskreis des Dante-Gymnasiums e.V. durfte sich im Übrigen über einen guten Erlös aus dem Kartenverkauf freuen.
Text: Yvonne Maruhn
Fotos: Michael Reinermann