Kabarett am Dante: Franziska Wanninger mit ihrem aktuellen Soloprogramm „furchtlos glücklich“ am 22. Januar 2020 im Lichthof des Dante-Gymnasiums

Franziska Wanninger (Pressefoto von Markus Wagner)

Als die Angstexpertin Melissa die Bühne betritt und enthusiastisch die zahlreich erschienenen Teilnehmer und Teilnehmerinnen ihres Esoterik-Seminars respektive das Publikum begrüßt, mag den einen oder anderen Herren mittleren Alters erst einmal die Sorge vor einem langweiligen, nervstrapazierenden Abend befallen haben. Oje, die Neurosen der Frau um die dreißig! Bitte nicht, nicht schon wieder. Und die anwesenden Schülerinnen und Schüler können damit gar nichts anfangen. Bleibt also der weibliche erwachsene Anteil des Publikums, der sich amüsieren wird.
Es läuft dann aber doch ganz anders, alle Geschlechter und Altersklassen werden schnell in den Bann Franziska Wanningers und ihrer Geschichten und Figuren gezogen. Das liegt vor allem an der starken Bühnenpräsenz Wanningers, über die die Süddeutsche Zeitung absolut treffend schrieb: „geboren im Sternzeichen Typenkabarettistin, Aszendent Rampensau“. Und das ist wahr, es gibt momentan wohl kaum eine Kabarettistin um die dreißig auf Bayerns Bühnen, die über eine so starke Mimik und Gestik verfügt, die in Sekundenschnelle von einer Tonlage in die andere wechselt und die das schwierige Metier des Typenkabaretts mit solcher Bravour beherrscht.
Und so flaniert an diesem Abend eine bunte Schar über die Bühne, die nicht nur redet, sehr viel redet, sondern die auch schimpft, flucht, weint und singt. Da ist die bereits erwähnte Melissa, die ihren Seminarteilnehmern rasche Hilfe in ihren Nöten verspricht: „Ist das Konto erst geplündert, ist das Übel schon gelindert.“ Der einsame Herbert, der Sehnsucht nach einer Partnerschaft hat: „Was mich am allermeisten stört, ist der Mensch an sich. […] Ich mag München nach wie vor, aber die Leit’, die Leit’, die mog ich nicht.“ Die gealterte Ehefrau, die nach dreißig Jahren in den Spiegel blickt, vor Schreck zusammenzuckt und ausruft: „Ha! Ja, das gönn’ ich ihm!“ Die Wiesn-Bedienung Brigitte, die über die Bierzeltgäste grantelt: „A Italiener is mir scho lieber als so a Preiß.“ Der depressive Robert: „I weiß nicht, warum i da bin. I hob Angst vorm Tod. Ich sag immer, wenn mal alle Stricke reißn, dann häng i mi auf.“ Und die sensible Künstlerin Franziska, die in ihrer WG von der ukrainischen Putzfrau mit klugen Ratschlägen befeuert wird und in ihren Zahnarzt verliebt ist: „Wenn du dich vor Sehnsucht übergibst, dann ist’s amore.“, die aber andererseits Beziehungen auch ein wenig skeptisch gegenübersteht: „Bevor der seine Haare in meiner Dusche lässt, mache ich doch grande finale.“ Zu Begeisterungslachstürmen verleitete die YouTuberin Vanessa, eine absolut unbeschreibliche Nummer, die man selbst sehen muss.

Resümee des Abends laut Melissa / Wanninger: „Eigentlich ist doch die einzige Konstante im Leben die Veränderung – und die Zeugen Jehovas.“ Das Publikum wurde gut unterhalten und hat viel gelacht. Und großer Dank gilt dieses Mal einem neuen, höchst engagierten und charmanten Technikteam: Conny Hausmann und Agnes Schlaghaufer! Und des Weiteren Dank natürlich an die Schülerinnen und Schüler der 10a, die am Abend Einlass und Kasse übernommen haben, ans Publikum für seine Treue und an die Schulleitung für die organisatorische und ideelle Unterstützung der Veranstaltung.

Und falls uns keine Seuchen, Weltuntergänge oder ähnliche Widrigkeiten dazwischen kommen, dann dürfen wir für Januar 2021 zum fünfzigjährigen Schuljubiläum schon einmal ein „Kabarett-am-Dante-Spezial“ als Benefizveranstaltung mit einem ganzen besonderen Kabarett-Highlight ankündigen.

Text: Yvonne Maruhn
Foto: Markus Wagner (offizielles Pressefoto)